Istanbul übers Wochenende…

Der Mai 2024 schrie förmlich nach Kurzurlaub. Zur Freude der Menschheit war kaum eine ganze Arbeitswoche zu finden und sehr oft konnte man einen Fenstertag nutzen, um sich das Wochenende schön zu verlängern. So habe ich eines der verlängerten Wochenenden im Mai genützt, um Istanbul kennenzulernen. Rein in den Flieger und ab in die Metropole am Bosporus.

Von Donnerstagabend bis Sonntag früh habe ich mir einen ersten Eindruck der lebhaften Stadt gemacht. Hier möchte ich euch meine Erlebnisse, Empfehlungen und Eindrücke schildern.

Ankunft und Öffis
Angekommen bin ich am Sabiha Gökçen Flughafen südöstlich von Istanbul. Der Flughafen liegt etwas außerhalb der Stadt ist aber mit einer Metrostation ausgestattet. Die Station der Linie M4 erreicht ihr ohne das Flughafengebäude verlassen zu müssen. In der Ankunftshalle bringen euch Rolltreppen direkt nach unten und über einen etwas längeren Gang in die Station. Dort könnt ihr auch eine Istanbulkart für die Öffis kaufen. In Istanbul sind die Öffi-Stationen mit Eingangsschranken abgesperrt. Es wird pro Fahrt abgerechnet. Um die Schranken passieren und für seine Fahrt zahlen zu können kann man eine Istanbulkart nutzen. Es handelt sich dabei um eine Pre-Paid Karte, die man vorab mittels Karten bzw. Bargeldzahlung an einem Terminal beladen kann. Auch die Karte selbst erhält man an einigen Aufladeautomaten in den Stationen. Ich muss dazu sagen, dass ich es nicht geschafft habe die Karte mittels Kartenzahlung zu beladen. Keine Ahnung warum. Daher empfehle ich ein paar Lira-Banknoten dabei zu haben, um die Aufladung auch in Cash machen zu können.  Ich habe meine Karte beim Kauf mit 200 Lira (ca. 6 €) und ein zweites Mal während meines Aufenthaltes mit weiteren 200 Lira aufgeladen. Mit der M4 Linie kommt ihr vom Flughafen in ca. 60 Minuten in die Stadt bis zur Endstation Kadıköy oder ihr steigt bei Ayrılık Çeşmesi auf eine andere Linie um und fährt bis Sirkeci wo sich viele zentrale Sehenswürdigkeiten befinden. Das Öffinetz in Istanbul besteht aus sehr vielen unterschiedlichen Mobilitätsformen, Busse, Züge, U-Bahnen, Fähren, Trams u.V.m. Alle Angebote können mittels Istanbulkart bequem bezahlt werden. Die Öffis sind sehr zuverlässig. Ich habe keine Verzögerungen oder Ausfälle erlebt. Besonders empfehlen kann ich die Fähren. Diese sind zwar etwas „teurer“ bringen euch aber schnell an eure Ziele und sind ein ganz besonderes Erlebnis.

Die M4 Linie bringt euch vom Flughafen in die Stadt.

Sehenswürdigkeiten
Istanbul bietet eine Fülle an Kunst, Kultur und Sehenswürdigkeiten. Man kann an einem Wochenende nicht alles sehen. Was ich mehr oder weniger an zwei ganzen Tagen besichtigt bzw. besucht habe:

Galata Turm
Istanbul von oben sehen kann man an einigen Plätzen und Orten. Ein besonderer Ort mit einem großartigen Rundumblick ist mit Sicherheit der Galataturm. Um auf den Turm zu kommen, muss man stolze 30 € hinblättern und ich musste am Nachmittag (ca. 16 Uhr) eine gute Stunde anstehen, um überhaupt hineinzukommen. Achtung! Das Ticket wird in einem Container neben dem Turm verkauft. Zuerst also Ticket kaufen, dann anstellen. Es lohnt sich vermutlich sehr zeitig in der Früh oder vor den Schließzeiten herzukommen, um langen Schlangen am Eingang zu vermeiden. Lohnt sich der Besuch und das Warten? Ja, ich finde schon. Auch wenn der Preis etwas gesalzen ist muss man dazusagen das alles sehr neu und modern ist. Außerdem hat man einen fantastischen Blick über die Stadt. Ich habe etwa 1 Stunde auf dem bzw. im Turm verbracht und die Aussicht genossen. Es ist sicher empfehlenswert den Turm nur bei gutem Wetter zu erklimmen (keine Sorge nach oben gibt es einen Lift – nach unten wird man gebeten zu Fuß zu gehen was aber vollkommen in Ordnung ist und man kann einerseits über die Fensterchen super Schnappschüsse von der Stadt machen und in jedem Stock eine Art „Museum“ bzw. Ausstellungen besichtigen. Um zum Turm zu gelangen bin ich mit der T1 Straßenbahn bis Karaköy gefahren. Von dort sind es ca. 5 Gehminuten (etwas bergauf) zum Turm.

Der Blick vom Galataturm ist einmalig. Das Warten hat sich gelohnt.

Hagia Sophia
Eines der wohl bekanntesten und meistbesuchtesten Bauwerke in Istanbul ist mit Sicherheit die Hagia Sophia. Ist die Moschee einen Besuch wert? Auf jeden Fall. Finde ich den Eintrittspreis von etwa 26 € (900 Lira) etwas überteuer? Ja. Aber auch hier muss man dazusagen das die Moschee restauriert und renoviert wird. Das Geld ist also in die Erhaltung des Bauwerks gut investiert. Die Eintrittskarte bekommt man erneut an einem „Container“ neben dem Eingang der sich seitlich befindet. Man gelangt dann über eine Art Turm auf die „Galerie“ in der Mosche. Dort befinden sich ein paar Hinweis- und Erklärungstafeln. Außerdem kann man mittels QR Code einen virtuellen Guide am Handy gratis anhören. Diesen kann man (wenn man eher schnell durch die Mosche geht) auch Zuhause bzw. im Nachhinein anhören. Auch hier lohnt es sich zeitig in der Früh vorbeizukommen. Im Laufe des Tages bildeten sich lange Schlangen beim Eingang bzw. der Kassa. Zu beachten gilt es auch das die Hagia Sophia, wie auch andere Moscheen in der Stadt, zu gewissen Gebetszeiten für Besucher geschlossen ist. Frauen müssen beim Besuch, wie in allen Moscheen, ihren Kopf bedecken. Es empfiehlt sich sicher eine eigene Bedeckung (Kopftuch oder Tuch) dabei zu haben. Beim Besuch der Hagia Sophia musste ich die Schuhe nicht ausziehen da man „nur“ auf die Galerie der Moschee gelassen wird.

Die Hagia Sophia. Die wohl bekannteste Moschee in Istanbul.

Sultan-Ahmed Moschee (Blaue Moschee)
Diese imposante Moschee befindet sich vis a vis der Hagia Sophia und ist kostenlos zu besichtigen. Ein tolles Bauwerk mit zwei Separaten Eingängen. Der Besuchereingang befindet sich mehr oder minder hinter der Moschee, wenn man sich von der Hagia Sophia kommend nähert. Ich habe die Blaue Moschee erst am Nachmittag besichtigen können, da sie vorher aufgrund der Gebetszeiten für Besucher geschlossen war. Daher standen schon sehr viele Menschen an. Die Schlange war zwar lang bewegte sich aber sehr rasch vorwärts. Effektiv angestanden habe ich max. 15 Minuten. Die Wartezeit lohnt sich jedenfalls. Am Besuchereingang werden auch kostenfreie Kopftücher für Damen ausgegeben die man beim Verlassen der Mosche erneut retourniert. Beim Besuch dieser Moschee muss man jedenfalls das Schuhwerk ausziehen. Es stehen Ablagen in der Moschee für die Schuhe zur Verfügung. Man kann aber auch die Schuhe in der Hand bzw. mit sich tragen. Ich habe mich für das Herumtragen entschieden da ich Angst hatte das jemand meine Schuhe verwechselt und fälschlicherweise anzieht.

Sultan-Ahmed-Moschee. Lasst euch von der Warteschlange nicht abschrecken. Gratis anzusehen.

Topkapı-Palast
Einfach nur wow. Hierbei handelt es sich um eine Palastanlage welche etwa 400 Jahre von den osmanischen Sultanen bewohnt wurde. Heute ist die Palastanlage ein gigantisches Museum und äußerst groß, weitläufig und wie ich finde sehr sehenswert. Der Eintritt in den Palast und den dazugehörigen Harem kostet 1500 Lira was umgerechnet etwa 43 € sind. Inkludiert ist auch ein Audio-Guide in Form eines kleinen Smartphones. Man kann den Guide aber auch auf sein eignes Handy holen via QR-Code. Diese Art der Guides habe ich bei mehreren Sehenswürdigkeiten in Istanbul gesehen. Es lohnt sich daher jedenfalls seine eigenen Kopfhörer mitzunehmen dann muss man sich nicht um ein separates Audio-Guide-Gerät anstellen. Lohnt sich der Palastbesuch? Auf jeden Fall. Ich habe gute 3 ½ Stunden dort verbracht und mich redlich bemüht so viel wie möglich zu sehen. Ich konnte jedoch nicht alles sehen. Der Palast bietet sehr sehr viele Besichtigungsmöglichkeiten, Ausstellungsstücke und Räume. Es gibt einige Bereiche welche Frauen nur mit Kopftuch betreten dürfen. Wenn man alles im Palast in Ruhe anschauen möchte, sollte man jedenfalls einen ganzen Tag einplanen. Ich werde den Palast jedenfalls nochmals besuchen, wenn ich wieder nach Istanbul komme, um mir noch die restlichen Teile und Bereiche anzusehen.

Einer der Räume im Harem des Palasts. Das Areal des Palastes ist rießig. Genug Zeit einplanen!

Yerebatan Sarnıcı (Versunkener Palast bzw. die Basilika Zisterne)
Die Bilder der unterirdischen antiken Zisterne haben sicher der Eine oder die Andere im Internet bzw. auf Instagram gesehen. Wenn man sich an einem heißen Tag in Istanbul etwas abkühlen will kommt man hier her. Durch die Lichtinstallationen hat man die Möglichkeit richtig coole Fotos zu machen. Außerdem gibt es ein paar Tafeln, welche die Entstehungsgeschichte und Nutzung der Zisterne erläutern. Obwohl ich kurz anstehen musste und die Zisterne gut besucht war, hatte ich nicht den Eindruck das die Sehenswürdigkeit überfüllt war.  Mit 23 € (800 Lira) war der Eintrittspreis auch etwas hoch, wie ich finde. Auch wenn man coole Bilder, etwas Abkühlung und ein paar Interessante Informationen über die Wasserversorgung der Stadt erhält rechtfertigt es nicht wirklich den Preis. Einen Besuch ist die Zistern jedenfalls wert. Ich habe die Kühle und lässige Atmosphäre ausgiebig genossen und war etwa 1 Stunde vor Ort.

Kapalı Çarşı (Großer Basar)
Name ist Programm. Für jeden der gerne shoppt und Schaufensterbummelt sicher ein Muss. Ich bin lediglich durchspaziert um einen Eindruck zu erhalten. Von Einheimischen wurde mir empfohlen lediglich durchzuschauen und für mich interessante Artikel nur anzuschauen. Die Preise seien sehr touristisch und hoch, so die Leute aus Istanbul. Man könne ähnliche oder dieselben Produkte um einen viel niedrigeren Preis in anderen Teilen von Istanbul (bspw. Kadıköy) kaufen, wurde mir geraten. Nach shoppen war mir nicht wirklich und daher kann ich zu den Preisen nicht wirklich was sagen. Imposant ist der Basar allemal. Man kriegt dort auch allerhand Produkte. Hinschauen lohnt bestimmt. Will man nur zügig durchspazieren ist man in 10-15 Minuten durch.

Der Große Basar.

Mısır Çarşısı (Ägyptenbasar)
Wer auf der Suche nach Delikatessen ist kommt sicher am Ägyptenbasar auf seine Kosten. Jedoch wurde mir auch für diesen Basar empfohlen nur nach interessanten Köstlichkeiten Ausschau zu halten. Den Kauf dieser solle man aber eher abseits des Basars machen. Auch hier wurde mir gesagt, dass die Preise am Basar sehr hoch und touristisch sind. Billiger kauft man die Delikatessen abseits der Basare ein. Durch den Ägyptenbasar bin ich auch nur durchflaniert. Es riecht dort drin sehr angenehm und es läuft einem schon ein bissl das Safterl im Mund zusammen.

Süleymaniye-Moschee
Vom Ägyptenbasar ist es nicht weit zur Süleymaniye-Moschee. Diese befindet sich auch auf einer Anhöhe und man hat von dort aus einen schönen Blick auf den Bosporus und einen Teil von Istanbul. Man kann auch von der Straßenbahnstation Eminönü zur Moschee spazieren. Es sind etwa 10-15 Gehminuten (etwas bergauf). In der Moschee selbst war ich nicht. Ich habe jedoch den Garten/Park an der Moschee genützt, um dem Ruf des Muezzins zu lauschen, einen Orangensaft zu trinken und unter einem großen Baum sitzend die laue Luft zu genießen. Perfekt für eine kurze Pause.

Imposantes Bauwerk. Schöner Garten. Im Garten gibt es einen kleinen Kiosk wo es Säfte gibt.

Fährfahrt nach Kadıköy und Kadıköy selbst
Kadıköy ist der Stadtteil, so wurde es mir gesagt, wo man das moderne / echte Istanbul kennenlernen kann. Ich habe mich nach der Pause bei der Süleymaniye-Moschee für eine Fährfahrt von Eminönü nach Kadıköy entschieden. Die Fahrt dauert etwa 35 Minuten. Die Fähre legt noch in Karaköy an und überquert dann den Bosporus bis nach Kadıköy. In Kadıköy angekommen habe ich mich im Tross der Menschen etwas treiben lassen und bin durch die Gassen flaniert. Dort gibt es einige Einkaufsmöglichkeiten und lässige Lokale. Empfehlen möchte ich an dieser Stelle das Lokal „Basta Street Food Bar“. Dort habe ich einen total gschmackigen Dürüm und einen richtig guten selbstgemachten Ayran bekommen. Nach einem ausgedehnten Spaziergang in Kadıköy habe ich mir auf der Terrasse des Moda Aile Çay Bahçesi einen türkischen Kaffee genehmigt. Blick auf das Marmarameer inklusive.

Auch so fahren die Öffis in Istanbul. Eine Fährtfahrt kostet quasi nix und zahlt sich jedenfalls aus.

Übernachtung
Da ich alleine Unterwegs war und neue Leute kennenlernen wollte habe ich mich dazu entschieden ein Einzelzimmer im Second Home Hostel im Stadtteil Sultanahmet zu buchen. Das Hostel ist super gelegen. Man kommt zu Fuß zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Sultanahmet und gleichzeitig sind einige Öffi-Stationen (bspw. Sirkeci) nicht weit entfernt. Das Personal vor Ort ist sehr hilfsbereit, offenherzig und man fühlt sich wirklich wie ein Freund und nicht als Gast. Das färbt jedenfalls auf alle Gäste dort ab und es herrscht eine offene positive Stimmung bei allen. Die Zimmer sind vollkommen in Ordnung. Um kleines Geld hat man die Möglichkeit ein Frühstück zu bekommen bzw. Abends auch gemeinsam mit anderen Reisenden und dem Personal zu essen. Außerdem wurde ein richtig toller Pub Crawl organisiert, wo man den ganzen Abend begleitet wurde, man für gute Stimmung gesorgt hat und in richtig coole Pubs und Clubs gebracht wurde. Großer Dank gilt an dieser Stelle nochmals Memo, Samira und dem Team. Ihr seid richtig toll!

Perfektes Zimmer im Second Home Hostel. Name ist Programm! Ich fühlte mich sich sehr willkommen dort!

Tipps, Scams und Allerlei
Falls ihr von Fremden angesprochen (nach Feuer gefragt oder Allgemein angequatscht) werdet passt gut auf. Manche wollen einen nur Abzocken, indem von dieser fremden Person vermeintlich in ein Lokal oder einen Club eingeladen wird. Dort muss man dann alle bestellten und konsumierten Getränke (auch von anderen) bezahlen. Getränkekarten oder Preise wird man keine finden. Mir wurde erzählt das Touristen dabei oft um mehrere hunderte Euro abgezockt wurden. Ein weiterer Scam sind vermeintliche Fremdenführer, welche einem billigere Eintritte zu Sehenswürdigkeiten bzw. Touren andrehen wollen. Lasst euch nicht einlullen und verneint das Angebot höflich aber bestimmt. Die Einheimischen warnen eindrücklich vor den Scams.

Lasst euch nicht scammen! Genießt lieber das Leben und türkischen Kaffee bei Moda Aile Çay Bahçesi.

Falls ihr vom Flughafen Sabiha Gökçen nachhause fliegt, seid wirklich sehr zeitig vor dem Abflug am Flughafen, Die Warteschlange vor der Passkontrolle / Sicherheitscheck ist enorm. Ich musste fast 60 Minuten anstehen. Ich weis nicht, ob das nur eine krasse Ausnahme war oder das öfters so ist. Um nerven und unnötige Spannung zu vermeiden lieber noch 1 Stunde extra einplanen.

Auch wenn ich in Istanbul fast überall mit Bankomatkarte zahlen konnte, war es recht praktisch auch ein paar Lira / Euro einstecken zu haben. Bankomaten sind weit verbreitet und man kann sich rasch ein paar Lira besorgen.

Viele Leute sagten mir das die Englischkenntnisse der Istanbuler*innen nicht wirklich gut seien. Ich kann dazu nur sagen das ich insgesamt immer gut kommunizieren konnte und ich nie den Eindruck hatte das ich anstehe. Informationen, besonders in touristischen Gegenden sind immer in mehreren Sprachen ausgewiesen. Selbst in Kadıköy wurde ich auf Englisch verstanden und es gab auch Speisekarten auf Englisch. Aus meiner Sicht kein Problem. Es hilft jedenfalls wenn man vielleicht auch ein paar Brocken Türkisch gelernt hat.

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